Über unsere Freunde Dr. Peter und Ulrike Travnik sind meine Eltern auf die Organisation „Doctors for Ethopia“ aufmerksam geworden. Sie entschlossen sich, anlässlich ihres 50. Geburtstages, Geld zu spenden und „Doctors for Ethopia“ für eine Woche bei einer Reise nach Äthiopien zu begleiten.
Diese Idee hat mich begeistert und somit beschloss ich spontan in Äthiopien dabei zu sein. Es war meine erste Reise nach Afrika und ich war sehr gespannt, was mich erwartet.
Die erste Überraschung war die Ankunft in Awassa. Der Flughafen bestand aus einer kleinen Baracke, welches sich als Terminal herausstellte.
Rund um den Awassa-See leben Leute in Lehmhütten, die sich durch Subsistenzwirtschaft über Wasser halten. Die Fahrt Richtung Yilgarem dauerte rund 2 Stunden und führte über meist unbefestigte Schotterpisten. Wir sahen unzählige Eselskarren, die für Materialtransporte eingesetzt wurden, viele Frauen, die mehrere Eimer Wasser schleppten und Kinder, die mit einem Ball spielten, der aus Plastikmüll geformt war. Plötzlich war ich mitten in einem neuen Kulturumfeld, was äußerst spannend für mich war.
In Yilgarem, wo sich auch das Krankenhaus befindet, wohnten wir in einer Lodge, die aus mehreren schönen zeltähnlichen Häuschen bestand. Im Krankenhaus angekommen, lernten wir gleich das lokale Ärzteteam und auch die begleitenden Ärzte von „Doctors for Ethiopia“ kennen. Obwohl ich als BWL-Student nichts mit Medizin zu tun habe, wurde ich sofort integriert und durfte das Ärzteteam auf Visiten begleiten. Ohne zu wissen was mich genau erwartet, erlebte ich den Krankenhausalltag und konnte auch Einblicke in den OP-Raum gewinnen. Beeindruckend war auch der Besuch der neu gebauten Mutter-Kind-Klinik, die von „Doctors for Ehiopia“ durch Spenden mit ausgestattet wurde, z.B. mit neue Betten und auch Inkubatoren.
Der Unterschied zu deutschen Krankenhäusern ist extrem: Spärliche Untersuchungsräume, mangelnde Versorgungseinrichtungen und teilweise mangelhafte Hygieneverhältnisse.
Trotz schlechter Rahmenbedingungen konnte man spüren, dass die Ärzte alles tun, um Leid zu lindern und Leben zu retten. Der Wille ist da, jedoch fehlt es oft an kleinen, aber essentiellen Dingen. Nicht funktionierende Wasserhähne oder das Fehlen von Verbindungskabeln für Nakosegeräte stimmten mich nachdenklich. Ich habe schnell gemerkt, dass die Ärzte vor Ort nicht nur auf das medizinische Know-how der deutschen Ärzte angewiesen sind, sondern durchaus auch technische Unterstützung benötigen, z.B. von Handwerkern. Die Aktivitäten von „Doctors for Ethiopia“ könnten in diese Richtung weiter ausgebaut werden.
Wir besuchten zudem ein Waisenhaus in Awassa. Die Freude der Kinder werden mir lange in Erinnerung bleiben, als wir ihnen kleine Spielautos und Stifte zum Malen schenkten.
Auf der Heimreise haben wir noch die Hauptstadt Addis Abeba besichtigt. Dort waren wir auf dem größten Markt Afrikas, dem Mercato. Ein Meer aus Wellblechhütten und Plastikzelten mit unzähligen Händlern, die unter anderem Gewürze, Stoffwaren und Tiere anboten.
Umzingelt von slumähnlichen Siedlungen befindet sich ein 5 Sternehotel mit riesiger Garten-und Poolanlage mitten in der Stadt. Stärker hätte der Kontrast zwischen arm und reich nicht sichtbar werden können.
In Summe war der Besuch in Äthiopien eine sehr interessante Erfahrung für mich. Ich bin inspiriert, mich weiter sozial zu engagieren und „Doctors for Ethiopia“ zu unterstützen. Jede noch so kleine Unterstützung kann helfen, die Not vor Ort zu lindern.
Tim (20)